Kommunikationskompetenz

 

15,11,13
 

Mangelhafte und gelungene Kommunikations-Kompetenz


Ungefähr seit der antiautoritären Studentenbewegung, ab den 70er Jahren, gibt es bei etlichen gebildeten Menschen eine geistige Entwicklung hin zur Dialogfähigkeit, zum rationalen Diskurs und zur Selbstreflexion. Auf diese Weise kann man ein produktives zwischenmenschliches Zusammenleben herstellen, beispielsweise auch Konflikte lernbereit angehen. Der entscheidende Punkt dabei ist, daß man das Ansprechen von Problemen nicht als Affront auffaßt, sondern als Anlaß für einen Lernprozeß nimmt. Und zwar sowohl vom Ansprechenden als auch von dem Angesprochenen. Es geht dann darum, eine an sich haltbare Lösung herbeizuführen.
 

Die Zeit vor der Studentenbewegung war durch autoritäres Verhalten geprägt. Das bedeutete vor allem, daß Probleme in Form des Affronts zur Sprache kamen. Es kam nicht auf Lernprozesse an und Lösungen, die an sich richtig sind, sondern auf Unterordnung  des Brüskierten bzw. ‚strategische‘  Verteidigung des Herausgeforderten gegen den Affront – z.B. in Form der Lüge, der falschen Versprechungen oder der feindseligen Koalitionsbildung gegen den Brüskierenden. Auch Angst & Flucht sind Verteidigungshaltungen in dieser Situation.
 

Man kann sich vorstellen, wie verheerend sich solcherlei autoritäre Struktur der Kommunikation in der Politik, speziell der internationalen Beziehungen auswirkt, wie schnell es hier aufgrund dieser allgemeinen Affront- und strategischen Haltung zu Kriegen und Konflikten kommen kann.
Das gleiche gilt im kleineren Rahmen: Familien, Bauernhöfe, Dörfer, Organisationen, Institutionen, Betriebe usw.

 

Ich möchte hier noch einige Zitate anführen für das, was ich unter Kommunikations-Kompetenz verstehe:

Folgendes Zitat stammt aus: Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen:
 

Konfliktkompetenz
 

ist die Fähigkeit, Konflikte frühzeitig zu erkennen und diese wertschätzend, konstruktiv und offen anzusprechen sowie mit Kritik professionell und lösungsorientiert umzugehen.
Konfliktursachen werden analysiert, das Veränderungspotenzial formuliert und Lösungsperspektiven eröffnet.
Es besteht die Bereitschaft, Lösungsstrategien kooperativ zu entwickeln und so Akzeptanz zu erwirken.

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Siehe auch die folgenden Merkmale:

Konfliktkompetent bin ich, wenn ich:

    meine und die andere Person genau wahrnehme

    meinen Standpunkt kläre und dadurch weiß, was ich will

    akzeptiere, dass es eine andere als meine Wahrnehmung gibt

    wenn ich Mut zum Austragen des Konflikts und zur Selbstbehauptung habe

    Respekt vor dem Andern habe

    meine eigene Position, meine Bedürfnisse, Interessen, Wünsche und Gefühle klar darstellen kann

    die Angst vor der Konfrontation aushalten und akzeptieren kann

    verstehen will und verstehe

    bereit bin zum Sichtwechsel

    Lösungen suche

 

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Was ich hier bei den obigen Darstellungen allerdings vermisse, ist der Wille zur geistigen Ehrlichkeit. Wenn der nicht bei den Konflikt-Parteien vorhanden ist, ist jede Liebesmüh vergeblich, um zu einer anständigen Lösung zu kommen.

 


 

Kritikkompetenz

 

Auch dieses Zitat stammt aus: Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen:

Auf geäußerte Kritik wird konstruktiv reagiert, sie wird sachlich bewertet; das eigene Verhalten wird daraufhin überdacht und ggf. geändert. Die eigene emotionale Betroffenheit wird angemessen kontrolliert.
 

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Ein wichtiger Punkt ist meiner Ansicht nach bei der autoritären Art der Problembewältigung die Polarisierung bzw. das Nullsummenspiel: Dein Gewinn ist mein Verlust und umgekehrt. Jedoch führt dies zu einer grundsätzlich unkooperativen Verhaltensstruktur der Beteiligten. Dagegen steht in der Nachstudentenbewegung (70er Jahre und folgende) der ‚rationale Diskurs‘ als Ermöglichung der Kooperativität im Vordergrund:

 

<Gemeinsam um Erkenntnisfortschritt kämpfen
 

Eine zweite wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen rationalen Diskurs ist, dass die Teilnehmer, […]  nicht gegeneinander, sondern gemeinsam gegen das Problem kämpfen. Mit anderen Worten, die Sachdiskussion darf nicht in ein Streitgespräch abgleiten. Denn die Frage, wer (als Person) Recht hat, ist im rationalen Diskurs nicht nur unerheblich, sondern kontraproduktiv, weil sie dem übergeordneten Ziel, der Wahrheit (bzw. einer optimalen Lösung) näher zu kommen, im Wege steht. Mit größter Wahrscheinlichkeit hat keiner der Beteiligten völlig recht, sondern jeder Einzelne kann aus seiner Erfahrung nützliche Bausteine zum Erkenntnisfortschritt beisteuern.


Der Idealfall ist, wenn die Teilnehmer sich innerlich dazu entschließen, auf jede Konkurrenz und sämtliche "Guckt-mal-wie-schlau-ich-bin"-Appelle zu verzichten und sich mit vereinten Kräften auf die Lösung des Problems zu konzentrieren. Wenn sie sich hierfür entscheiden, ist die einzig logische Konsequenz, dass sie nicht mehr zwischen "meinem Argument" und "deinem Argument" unterscheiden, sondern ihr gemeinsames Wissen und ihre ganze Klugheit zusammen legen und überprüfen, welche Erkenntnisse sich daraus in einem gemeinsamen Denkprozess ableiten lassen. Dann ist jedes Argument und jeder Hinweis willkommen, das neue Erkenntnisse bringt – völlig egal, von wem es kommt.>