Arschlöcher

 

17,05,24

Umgang mit Arschlöchern & Halbarschlöchern

 

Wer Arschloch bzw. Halbarschloch ist – ich gebrauche das jetzt erst mal synonym, kriegt man meistens erst nachträglich raus. Aber die Frage ist dennoch, wie verhält man sich nun nachträglich dazu?

Ich glaube, es ist ein großer Fehler diese Kränkung einer Illusion, depressiv aufzunehmen. Nein, man muss das Enttäuschungs-Erlebnis offensiv nach Außen bringen nach dem Motto: „Es ist doch gut, dass der/die sich rechtzeitig als A-loch geoutet hat! – Dadurch ist mir eine Menge zukünftiger, viel schlimmerer Ärger erspart geblieben!“

Ein Teil dieser depressiven Verarbeitung besteht darin, dass man sich selber ständig fragt: „Was habe ich vielleicht falsch gemacht? – War ich etwa zu offen & ehrlich?“ Noch mit der anschließenden depressiven Frage: „Sollte ich in Zukunft zurückhaltender sein?“ – Also mit anderen Worten (logisch betrachtet): sollte ich es in Zukunft nicht einem Arschloch leichter machen, sich auf Dauer einzurichten?

Wem oder was trauert man eigentlich nach? Jemandem, den man gut fand und der mich nun enttäuscht hat? Aber: ist es wirklich sinnvoll, so jemandem nachzutrauern? Gut, ich reiße mir ein Stück Herz aus dem Leib, wenn ich das Arschloch (das für mich mal was bedeutete) einfach auf den Müll meiner Lebensgeschichte schmeißen soll. Das stimmt schon. Und das ist in der Tat das eigentliche, wahre Verhängnis – oder ich sage lieber mal einfacher: die eigentliche, wahre ‚Betrübnis‘.

Aber wenn man es fertig gebracht hat, das jeweils gegebene Arschloch quasi zu begraben, so kann man nach wie vor vertrauensvoll in die Welt schauen. Natürlich jetzt hoffentlich vorgewarnt: eine Welt, in der die Arschlöcher möglichst isoliert sind und möglichst außerhalb meiner realen Lebenswelt. – Sicher, das ist in dieser Gesellschaft eine Utopie, die aber dennoch sinnvoll ist, damit man nicht sein Urvertrauen verliert.

Nun noch zur Frage: Was sind ‚Halb-Arschlöcher‘? Dazu die Definition von Barbara:
<die haben ihre (zunächst noch gut zu versteckenden) Arschlochanteile, aber sie bemühen sich immerhin. Letztlich können/wollen(?) sie aber doch nicht auf den Arschlochanteil verzichten und selbiger bricht sich irgendwann ungebremst seine Bahn. Und im Nachhinein kann man dann bei denen auch die Arschlochanteile in der vorher noch verdeckten Zeit rekonstruieren.>

Das erinnert mich an einen Satz im Spiegel im Zusammenhang mit dem Sprayer-Künstler Banksy (Der Spiegel, 15/2016, S.105 „Tod eines Phantoms“): <Banksys Kunst ist großartig, weil sie unabhängig von Museen, Galerien und dem Feuilleton entsteht, weil sie den Kunstmarkt und die reichen Sammler verspottet. Nun behaupten viele Künstler, dass sie über dem System stünden, aber ihnen ist oft anzumerken, wie viel Kraft es sie kostet, etwas zu verachten, was sie gern hätten.>