Sozial-Ökologie

05.05.10

 

Sozial-Ökologie der Verwahrlosung oder der Lebensfreude?

 

Es müßte eigentlich eine spezielle Sozialwissenschaft der folgenden Art geben:

 

Sie hätte zu untersuchen, was die sozial-ökologischen Bedingungen für allgemeine Verwahrlosung sind oder umgekehrt für Lebensfreude. Vielleicht gibt es diese Wissenschaft schon längst, allerdings ist mir davon nix bekannt.

 

Ich habe z.B. folgendes Bild vor Augen: Drogenabhängige im Frankfurter Bahnhofsviertel; überfüllte Psychiatrien landesweit; Verrückte und Halbirre soweit das Auge reicht. – Andererseits Goa 1969 mit seinen Fischern und den Bauern des Hinterlandes. Auch Ikaria 1980.

 

Als erstes fällt mir das soziologische Schlagwort von Galtung ein: „Strukturelle Gewalt“. Allerdings hat dieser Begriff seit 1969 viele kuriose politische Metamorphosen durchgemacht. Was ich meine, ist konkreter, empirischer.

 

1. Ich denke diesbezüglich vor allem an die Architektur und die sog. ‚Städteplanung’. Allein schon an diesem einen Punkt wird dermaßen viel vorentschieden, was das Leben aller Menschen der Gesellschaft determiniert!

 

2. Oder ich denke an den Verkehr. Hier wird ebenfalls ungeheuer viel vorentschieden.

 

3. Ich denke drittens an die Konsistenz - das ist: die Nicht-Widersprüchlichkeit - der üblichen gesellschaftlichen Glücksversprechen.

 

 

Wie komme ich darauf?

 

Ich vermute sehr stark, daß es in einer Sozial-Ökologie ohne Verwahrlosung, dafür aber einer relativ starken Lebensfreude,  in der Regel auch eine anmutige Architektur gibt. Wenn überhaupt Städte-‚Planung’, so fördert sie die Anmut und nicht die Lebenskälte und den in Beton gegossenen Hass auf das Leben. Desgleichen natürlich der Verkehr. Ein Verkehr, der alles überrollt, ist in jeder Hinsicht maßlos und deswegen nicht nur physisch, sondern vor allem auch psychisch destruktiv und gewaltsam. Und schließlich die Vorstellungen vom Glück: sie haben natürlich realistisch und in sich konsistent zu sein. Keiner soll durch sein Glücksstreben in die Psychiatrie, ins Gefängnis oder zu den Ärzten getrieben werden, sondern ein jeder sollte dadurch sein Leben positiv verwirklichen können.